Amesoeurs - Post Black Metal im Krisenjahr

Post Black Metal im Krisenjahr – Jenseits von plakativer Depression und Aggression

Amesoeurs - Post Black Metal im Krisenjahr

Black Metal ist genauso wie die Musiklandschaft allgemein schon lange nicht mehr das, was er einmal war. Mit der Kommerzialisierung mancher skandinavischer Vorreiter und dem darauf folgenden Ausverkauf, den Labels und Bands wie faulige Pilze aus dem Boden schießen ließ, veränderte sich das einstmals völlig verhasste und von der Presse musikalisch stellenweise ignorierte Genre komplett. Heute gibt es kaum eine Band, die nicht mit einer Schwarzmetall-Attitüde glänzen möchte, oder sich zumindest musikalisch aus dem großen Fundus aus zwanzig Jahren Mayhem, Darkthrone, Burzum und Konsorten bedient. Doch, wo sich viele an den alten Bands noch orientieren und mit dem Copy & Paste-Schema kokettieren, suchen diese entweder den Ursprung ihres Daseins (Darkthrone mit ihren dem Punk zugewandten letzten Scheiben), oder treiben das Thema immer tiefer in progressivere Gefilde (Enslaved beispielsweise, welche mittlerweile in ganz anderen Höhen schweben).

Fäulnis - Der Wahn unserer Gesellschaft im Hirn eines Einzelnen

Nachdem sich Bands wie Dimmu Borgir, Immortal und auch Emperor in der allgemeinen Metal-Welt etabliert haben, dem Underground souzusagen entwachsen sind, ist es klar, dass sich so manch einer nun nicht mehr mit diesen zu identifizieren vermag. Während diese Bands ihren sicherlich verdienten Reibach machen, sitzt man selbst dank seines Unvermögens auch nur anständig Gitarre spielen zu können in seinen vier abgedunkelten Wänden und verfällt ob seiner Jugend in tiefste Depression. Du bist eben nicht derjenige, mit dem die anderen gerne spielen möchten und ja, die Menschheit ist schlichtweg dumm und daran orientiert das beste für sich rauszuschinden, wer soll es ihr auch verdenken. So oder so ähnlich mögen wohl manche Jugendliche denken. In einer Zeit, in der man in jeder Schlagzeile das Wort Krise ins Gesicht gedroschen bekommt, man sich eigentlich kaum zu schämen braucht arbeitslos zu sein, weil es eben so viele ohne Beschäftigung gibt und man einzig froh darüber ist, eben nicht zu dem geistigen Tiefladern der täglichen Reality Soap zu gehören, hat man genug andere Dinge gegen die man rebellieren kann/muss. Sei es die Politik, die sich mit Affären und ihrer eigenwilligen Rechtsauslegung zum Gespött bei jedem Freiheits- und Demokratie liebenden Menschen macht, oder unsere Medienlandschaft, die es sich zur Aufgabe macht den Leser zu bevormunden und unangenehme Themen einfach umgeht. Man hat das Gefühl, dass die Menschheit im Wandel ist.

Seht euch in den Städten doch nur einmal um. Wo, wenn nicht dort sieht man das Gefälle zwischen arm und reich am stärksten? Seht euch in den Pflegeheimen um. Dort hausen die Menschen, die viele am liebsten vergessen würden, unter teilweise katastrophalen Bedingungen, welche die viel zu wenigen und unterbezahlten Pfleger mit ihrer ganzen Mühe nur schwer verbessern können. Die Menschen liegen im Dreck, verkümmern sowohl geistig als auch körperlich, werden depressiv und psychotisch. In diese Zeit passen Bands wie Amesoeurs oder Fäulnis, deren künstlerische Gestaltung und textliche Inhalte entweder den persönlichen oder den allgemeinen Verfall der Welt als Thema besitzen.

Heretoir - ...unsere große Depression ist unser Leben...

Schwarze-News.de möchte euch im laufenden Jahr 2010 in jedem Monat eine der Bands mit ihren Werken näher vorstellen und euch Gemeinsamkeiten und Unterschiede einer jungen, aber doch sowohl lyrisch als auch vom Artwork her fortgeschrittenen Stilrichtung zeigen, die sich weit von ihren Wurzeln entfernt, aber dennoch näher am Ursprungsgedanken hinter der Musik steht, als so manch andere.


Den Anfang werden im Laufe des Januars die Franzosen Amesoeurs machen, die sich konsequenterweise nach Erscheinen ihres fantastischen selbstbetitelten Debut-Werkes auflösten.

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