Das Ensemble von Aeternitas

Interview mit Aeternitas-Gründer Alexander Hunzinger

Das Ensemble von Aeternitas
Das Ensemble von Aeternitas

Wer in den letzten Wochen und Monaten häufiger auf unseren Seiten vorbeigeschaut hat, der wird unsere recht ausführliche Berichterstattung über die Gothic-Theatre-Metal Band Aeternitas bemerkt haben. Mit einem Interview mit Aeternitas-Gründer Alexander Hunzinger, welches ich in den letzten Tagen geführt habe, beschließen wir nun unsere kleine Serie zur Berichterstattung zum Musical „Rappacinis Tochter“. Viel Spaß beim lesen…

Hallo Alexander, schön das Du Dir die Zeit für das Interview nimmst. Stell Dich doch mal kurz all denen vor, die Dich noch nicht kennen.

Gerne. Ich bin einer der kreativen Köpfe der Gothic-Theatre-Metal Band AETERNITAS. Zusammen mit meiner Frau Anja habe ich die Band vor 10 Jahren in Lübeck ins Leben gerufen.

Mit „Rappacinis Tochter“ habt Ihr vor kurzem nicht nur das dritte Studioalbum veröffentlicht, es ist auch Euer erstes Musical. Die Vorgängeralben hatten ja auch schon einige Elemente des Musicals und der Klassik. War es demzufolge nur die logische Weiterentwicklung ein richtiges Musical zu machen? Wie kam es zu der Idee?

Für mich war es das. Mein Interesse am Musical verlief parallel zu den Bandtätigkeiten. Ich mag große dramatische Musicals und habe selbst in einigen Amateurproduktionen mitgewirkt. Zugleich war ich mit AETERNITAS daran interessiert, komplexe musikalische Werke zu erschaffen. Nach unserem zweiten Album „La Danse Macabre“ erschien mir dann die Zeit und meine Erfahrung reif genug, es mit einem eigenen Musical zu versuchen und somit meine beiden Interessen – Gothic-Metal und Musical – zusammen zu bringen.

AeternitasEin Musical erfordert logischerweise eine komplett andere Herangehensweise als ein Konzeptalbum. Schließlich muss man ja immer im Hintergedanken haben, dass man die Musik stilistisch ansprechend in ein Bühnenstück integriert. Wie groß war im Endeffekt die Umstellung? Hattest Du vorher schon Erfahrungen im Bereich „Theater / Musical“?

In vielen Konzeptalben gibt es nur eine Verbindung auf der textlichen Ebene. Da aber in „La Danse Macabre“ schon Musical-ähnliche Elemente, nämlich handelnde Figuren, enthalten waren, habe ich versucht, die Musik passend zu den Inhalten zu gestalten. Für ein richtiges Musical musste diese Herangehensweise dann noch ausgebaut und vertieft werden. D.h. dass ich versucht habe, die Inhalte und Gefühle der Figuren durch verschiedene musikalische Stilmittel und Stimmungen zu unterstützen. Dazu habe ich viel mehr musikalische Verknüpfungen eingebaut, z.B. musikalische Leitmotive, wiederkehrende Motive in ähnlichen Situationen oder auch die Wahl der Instrumentalisierung je nach Stimmung der Szene. Die Arbeiten an unseren ersten Alben haben mir dafür schon eine gute Erfahrungsbasis geliefert. Deshalb war die Arbeit an „Rappacinis Tochter“ zwar einerseits ein Novum für mich, andererseits konnte ich mir gut vorstellen, wie ich zu passenden Ergebnissen kommen würde. Meine bisherigen Erfahrungen mit Theater und Musical waren nur auf die Darsteller-Seite beschränkt. Das Texten oder andere Aspekte der Umsetzung waren komplett neu für mich.

Wie gestaltet sich das Publikum in Euren Aufführungen? Sind es mehr Menschen aus der Gothic-Szene oder sind da auch etliche Szenefremde Menschen, die sich in erster Linie für Musicals interessieren, dabei? Und wie wurde „Rappacinis Tochter“ bisher außerhalb der Gothic-Szene aufgenommen?

Wenn wir unsere Auftritte beim diesjährigen WGT mal außer Acht lassen, bei dem logischerweise nur Szenepublikum anwesend war, so können wir nach unseren bisherigen Erfahrungen sagen, dass der größere Teil des Publikums bei unseren Auftritten „normale“ Leute sind, die sich also eher für Musical im Allgemeinen interessieren. Das war aber ein Punkt, den wir bei unseren Vorbereitungen und Planungen der Live-Bühnenshow im Vorfeld überhaupt nicht einschätzen konnten. D.h. wir konnten zwar das Beste hoffen, aber wie gut wir mit unserem Musical szene-intern und auch extern ankommen würden, lag völlig in den Sternen. Nach den ersten Auftritten hat sich aber sehr schnell gezeigt, dass Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung gefallen an unseren Stück fanden und sich offenbar nicht an der düsteren Stimmung, den E-Gitarren oder der ein oder anderen Double-Bassdrum stören. Wie sich für uns gezeigt hat, war das auch gut so. Denn mit einem Musical, das nur für eine relativ kleine Szene interessant gewesen wäre, hätten wir die hohen Produktionskosten nie einspielen können und würden jetzt hier nicht sitzen und uns auf die kommenden Auftritte freuen.

Könntest Du Dir in Zukunft vorstellen „Rappacinis Tochter“ auch von Ensembles aufführen zu lassen die nicht zu Aeternitas gehören?

Im Prinzip schon. Allerdings würde ich mit der Vergabe der Aufführungsrechte warten, bis wir selbst „Rappacinis Tochter“ nicht mehr spielen werden, um unnötige Konkurrenz zu vermeiden. Danach wäre es sicher eine schöne Erfahrung zu sehen, wie andere sich dem Thema nähern und aus unserer Musik ihre Version des Stückes entwickeln. Wir hatten übrigens schon eine nette Anfrage einer Schülergruppe, die sich für „Rappacinis Tochter“ interessiert hat. Letztlich haben sie sich für ein anderes Stück entschieden. Da ich selber einst in Schülerprojekten mitgewirkt habe, hätte ich das Anliegen aber gerne unterstützt.

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Aeternitas

Für mich ist das ein großes Kompliment, auch wenn so manch einer über einen Vergleich mit Webber nicht erfreut wäre. Dabei kenne ich die meisten Werke von Webber nicht so gut, da mir seine frühen Werke nicht so gefallen. So oder so kann ich sagen, dass der musikalische Einfluss, der angesprochenen und auch anderer Autoren, höchstens indirekt geschieht. Bewusst habe ich mich nicht daran orientiert, aber allein durch die Rezeption anderer Werke nimmt man bestimmt musikalische Strukturen auf, die sich dann auch in den eigenen Stücken wiederfinden.

Zwischen den einzelnen Alben hat sich ein 5-Jahresrhytmus eingependelt. Ist dies nur reiner Zufall oder direkt gewollt?

Das war eher Zufall bzw. den äußeren Umständen geschuldet. Die Musik hatten wir meist schon viel früher fertig, doch es gab verschiedene Schwierigkeiten mit den Studioaufnahmen oder den Veröffentlichungen. Allerdings sollte man dazu sagen, dass es schon seine Zeit braucht, um komplexe Alben zu erstellen. Bei guten Konzeptalben sind dies meiner Einschätzung nach mindestens zwei Jahre, bei einem ganzen Musical schon eher drei Jahre. Falls deine Frage also nach dem nächsten Stück abzielte, muss ich dich leider enttäuschen, ich habe noch nichts fertig in der Schublade liegen. Ideen gibt es aber reichlich.

Was mich ein wenig wundert, dass es von dem Album zwei unterschiedliche Versionen gibt. Schließlich wird ja auch in der Musikindustrie gespart wo man nur kann. Wer kam also auf die Idee neben dem Gesamtwerk auch noch eine Highlight-Variante zu veröffentlichen? Und vor allem: warum? Mir persönlich erschließt sich da kein Sinn.

Das war zunächst auch nur ein Versuch von uns. Unsere Überlegungen dazu waren, dass es für einige Interessierte völlig ausreicht, ein günstigeres Alben zu erwerben, auf dem einige musikalische Highlights aus dem Stück sind, ohne Dialoge und andere Zusätze. Und in der Tat scheinen einige genauso zu denken und interessieren sich für die Highlights. Viele möchten natürlich gleich das Gesamtwerk haben, auf dem sämtliche Dialoge, Zwischentitel und Songs erhalten sind.

Wie wird sich Deiner Meinung nach die Musikindustrie in der Zukunft entwickeln? Die Tatsache, dass viele Menschen die Alben lieber als MP3 downloaden (ob legal oder illegal sei mal dahingestellt) lässt das Medium CD ja leider als ein Auslaufmodell erscheinen.

Die Entwicklung wird sicher zu Online Medien wie MP3 gehen. Ich denke allerdings, dass es weiterhin einen festen Anteil an Menschen geben wird, die gerne ein physisches Medium samt Booklet ihrer liebsten Musikstücke in den Händen halten möchten. Ob es sich für diese künftig kleinere Randgruppe noch lohnen wird, das Presswerk anzuschmeißen, bleibt abzuwarten. Die Entwicklung wird vermutlich ähnlich wie bei der Wandlung von Vinyl zur CD verlaufen. Für Vinyl gibt es ja auch noch feste Nischen, allerdings nicht unbedingt in allen Musikrichtungen.

Vielen Dank für Deine Zeit. Wie lauten Deine berühmten letzten Worte an die Leserinnen und Leser?

Ich muss mir mal dringend schlaue Sprüche für offizielle letzte Worte ausdenken…


Das Interview führte Axel Meßinger für Schwarze-News.de

Diskografie
2000 – Requiem (CD) (hier als kostenlosen Download)
2004 – La Danse Macabre (CD)
2009 – Rappacinis Tochter (CD(Review), DCD, DVD(Review))

Links
Offiziele Homepage
Aeternitas bei MySpace

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