Die Weisse Rose – A Martyrium of White Roses (Review und Kritik)

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Die Weisse Rose - A Martyrium of White Roses

Okay, okay. Disclaimer für Idioten, die bei Neofolk immer direkt „Nazi!“ schreien – Das „Neo“ vor dem „Folk“ steht NICHT für Neonazis. Vielmehr dafür, dass es sich um eine recht neue Kunst und Spielart der Folkmusik handelt. Und auch die Samples machen in dem Kontext, in dem Die Weisse Rose sie in die Songs einbauen, Sinn – Sie verstehen ihre  Lieder als „Audiodokumentationen“ und sind damit in etwa so rechts wie das Nachtprogramm auf PHOENIX. Es gibt also keinen Grund, sich „A Martyrium of White Roses“ aus fadenscheinigen politischen Gründen zu verweigern.


Und ganz ehrlich, es wäre auch Verschwendung gewesen, dieses wirklich wunderbare Martial-Neofolk-Album in der Verdächtigenecke versauern zu lassen, denn neben einigen oberflächlich provokanten Samples haben Die Weisse Rose auch wirklich tolles zu bieten: Sphärische, schwer melancholische und teilweise auch enorm psychedelische Electro-Ambientflächen, die Die+Weisse+Rosemit Instrumenten wie Violine, Klavier, Orgel und Gesang ausgeschmückt wurden. Dabei ist das Album trotz aller Ruhe, die es ausstrahlt, kein Hintergrundgedudel, wie viele Ambient- oder Neofolksachen es sind – Es ist tatsächlich tolle Tonkunst, die sich wunderbar zu jeder Tages- und vor allem Nachtzeit einsetzen lässt und genau an der Stelle zwischen Avantgardistik und Eingängigkeit pendelt, die richtig ins Herz trifft.

Deprimierender als der Titelsong, der direkt am Anfang steht, könnte ein Intro kaum sein: Ein Sample aus einem Film, der Die Weisse Rose – Die Widerstandsorganisation – behandelt, in dem Hans und Sophie Scholl, die im Laufe der Jahrzehnte zu Legenden wurden, zum Tode verurteilt werden. Betroffener kann man einen Zuhörer kaum machen. Diese enorm melancholische Schiene wird immer weitergefahren, bis man als Zuhörer in einer geradezu rauschhaften Lethargie versinkt – „The Solitary Volcano“, das mit einer sphärischen Orgelfläche, einer traurigen Violine und düsterem Sprechgesang überzeugt, das von einem dunklen Pianoriff getragene „At the Doorstep of our Temples“, das noch der „lebensbejahendste“ Song auf dem Album ist… Das Meisterstück der absoluten Lebensverneinung ist allerdings „Unser Leben geht dahin wie ein Geschwätz“. Schwere Kost, die allerdings enorm anrührt.

Fenriz
Fenriz

Fazit: Der Juni 2009 verspricht ein guter Monat für alle Neofolkfans zu werden. Neben einem demnächst erscheinenden Rome-Album liefern auch Die Weisse Rose eine eindrucksvolle Visitenkarte ab und überzeugen auf ihren knapp 40 Minuten Album auf ganzer, deprimierter Linie. Für das offene Ohr, das bereit ist zu hören und auch bereit ist, sein Hirn zu nutzen, ein absoluter Pflichtkauf mit vielen Highlights, die vielleicht auch erst beim zweiten oder dritten mal richtig zünden. Dann aber umso heftiger und auch verdammt nachhaltig.


Tracklist:

  1. A Martyrium of White Roses
  2. Im Nebel
  3. The Solitary Volcano
  4. Letzter Wille
  5. Unser Leben geht dahin wie ein Geschwätz
  6. At the Doorsteps of our Temple
  7. Nicht Schuldig
  8. As The Last Of Our Symbols Shattered
(9/10)
9 / 10

VÖ: Bereits draußen

http://www.myspace.com/dieweisserose

Anspieltipps:

– The Solitary Volcano
– Unser Leben geht dahin wie ein Geschwätz
– As The Last Of Our Symbols Shattered
– At the Doorsteps of our Temple

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