Schattenvald - III

Schattenvald – III (Review und Kritik)

Schattenvald - III
Schattenvald - III

Schattenvald – III (Review und Kritik)

Nikolaj Rüster aka Nachtsturm geistert schon seit geraumer Zeit mit diversen Bands und Projekten durch den deutschen Metal Underground. So dürften seine Engagements bei den Black/Deathern Cryptic Wintermoon am Bass und als Ex-Session Musiker bei Agrypnie wohl am herausragendsten sein. Am längsten beschäftigt er sich aber mit seinem Soloprojekt Schattenvald, welches innerhalb der letzten Jahre schon drei Alben veröffentlicht hat und wohl zu dem Interessantesten gehört, was der deutsche Black Metal Underground zu bieten hat.



Die Wenigsten dürften die Vorgänger „I“ und „II“ besitzen, waren sie wie „III“ auf 100 Einheiten limitiert, aber in Zeiten von MP3 und Last FM sind Limitierungen ja kaum mehr hinderlich. Und wenn man sich auf Myspace etwas umsieht, erkennt man, dass CD-Verkäufe wohl nicht mehr wirklich auschlag gebend dafür sind, welchen Stellenwert eine Band besitzt.

Schattenvald sind somit immer noch als Geheimtipp zu verstehen, der musikalisch diesem Stiefel aber schon längst entwachsen ist und seit der Formierung des Projektes 1998 hochwertigsten Black Metal spielt. Mit sphärischen Keyboards und folkloristischen Melodien versehen, gebettet in eine extrem rohe, aber für diese Musik äußerst passende Produktion, zeigt uns Nachtsturm auch auf seinem dritten Streich, dass er zu großem fähig ist und legt dem geneigten Hörer sechs Hymnen melodischen, aber dennoch aggressiven Schwarzmetalls vor.

Schattenvald - Illustration zu "I"
Schattenvald - Illustration zu "I"

Den Auftakt macht das mit fast 11 Minuten längste Stück der Scheibe „Morgenstund hat Blut im Schlund„, welches den Hörer sofort mit einem unheimlichen schönen und teuflisch wehmütigem Gitarrenintro, welches in einen leicht progressivem Part übergeht, einnimmt, um schließlich mit tollen Gitarren/Keyboard – Flächen und verzerrt wirkendem und an Gorgoroth zu Destroyer Zeiten erinnerndem Gesang den Song richtig losgehen zu lassen. Was bei Schattenvald auffällt sind die zielsicheren und auf den Punkt gebrachten Gitarrenmelodien, welche erhaben und in vollster Melancholie aus den Boxen scheppern. Akustikparts lockern die Songs auf, erzeugen eine bedrohliche Atmosphäre und veredeln das mitreissende Material. Nach sieben Minuten erfährt „Morgenstund hat Blut im Schlund“ seinen absoluten Höhepunkt, ein wehmütiger Part reiht sich an den nächsten und eine wundervolle Pianomelodie lässt einem die Tränen in die Augen steigen.

Rot vor Hass glühts im Gebirg“ verbindet textliche Romantizismen mit einer melancholischen Wanderschaft. Man versetzt sich in wilde Gebirgslandschaften, erkennt ihre bizarre Schönheit in den Melodien, man fühlt sich seltsam vertraut. Man versinkt in einem Strom der Gefühle, verliert sich in ausgelassenen Naturphantasien. Ein großes Stück schwarzer Musik.

Nach dieser beschaulichen Reise erfolgt der „Angriff„, ein thrashiger Prügler, der dem Hörer zeigt, dass Schattenvald durchaus auch anders können. Es werden keine Gefangenen gemacht, drei Minuten rohes Gepolter, messerscharfe Riffs und interessante Gitarrensoli zum Schluss.

Nachtsturm
Nachtsturm

Der Sturm der Unsterblichen“ vertont, wie schon der Opener Texte Andreas Gryphius‘, beginnt genauso stürmisch, wie der Titel es uns schon vermittelt, reißt wiederum mit herrlichen Riffs mit, ist Abwechslungsreich, erfreut den Hörer mit stimmungsvollen Samples, ist einfach begeisternd.

Zur Überraschung folgt mit „Gomorrah“ ein Cover eines Sodom-Stückes, welches kurz und schmerzhaft durchgeprügelt wird. Die Auswahl dieses Stückes ist durchaus interessant, ist es doch ein Song, der so gar nicht in das Bild Schattenvalds passen mag. Erstaunlicherweise funktioniert das Cover hervorragend, gibt dem Song durch Keyboards, Blasts und dem atmosphärischen Mittelpart neue Facetten.

Das abschließende Stück „Ein letzter Blick in weite Ferne“ versetzt den Hörer wiederum in andere Sphären. Exzellente Double-Bass Parts vom kompetent bedienten E-Drum, malerische Keyboardlandschaften, schneetreiberische Gitarrenriffs und wie der wirkliche letzte Blick in weite Ferne gehen wir einem träumerischen und letztendlich wieder wehmütigem Ende entgegen.


Iskharian
Iskharian

Fazit:

III“ hat es wirklich in sich. Die vielen kleinen Details, die es zu entdecken gilt, lassen das Album lange im Player rotieren. Die Produktion ist angenehm roh, aber ist sicherlich nicht für den Klarsoundfanatiker geeignet. Die sechs gebotenen Stücke sind abwechslungreich, mitreißend und vor allem sehr autentisch. Hier haben wir es nicht mit einer Einmann-Kinderzimmer-Band zu tun, sondern mit einem ernsthaften Musiker, der seine Ideen eigenständig verwirklicht und zu begeistern weiß.



Trackliste:

  1. Morgenstund hat Blut im Schlund
  2. Rot vor Hass glühts im Gebirg
  3. Angriff
  4. Der Sturm der Unsterblichen
  5. Gomorrah
  6. Ein letzter Blick in weite Ferne


( 8 / 10 )
( 8 / 10 )

Anspieltipps:

– Rot vor Hass glühts im Gebirg

– Ein letzter Blick in weite Ferne

Erscheinungstermin:

08.06.2008

www.myspace.com/schattenvald

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