Helvete Flyer

Lifelover, Fäulnis, Geist und Tavaron im Helvete (Konzertbericht)

Helvete Flyer
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Wie haben wir uns auf dieses Konzert gefreut. Die grandiosen Lifelover, der erste Auftritt von Fäulnis, die deutschen Black Metaler von Geist und auch die Black/Death Metal Kombo Tavaron gaben sich am 27. 11.09 im Helvete in Oberhausen die Ehre.

A Night To Remember?


Nach knapp zwei Stunden Fahrt auf einer anscheinend kurven-losen Autobahn und einer kleinen Odyssee durch die Oberhausener Innenstadt machten wir das Helvete endlich ausfindig. Nochmal schnell den schalen Rest aus der Bierdose vertilgt und dann hinein ins Warme.

Der proppenvolle Innenraum des Helvete war überraschend geräumig und atmosphärisch eingerichtet, Hardrock ala AC/DC und seichterer Metal beschallte hier das bunt gemischte Publikum. Aber unser frenetisch angepeilter Zielort war der nicht ganz so üppig ausfallende Keller des Helvete. Leider bemerkten wir dass Tavaron schon mit dem Abbau beschäftigt war, so dass wir zu ihrem Auftritt keine Wertung abgeben können. (Als kleine Entschädigung gibt es bald ein Review zum Album „Architektur des Schmerzes“, das wir vom Sänger(lieben Gruß) direkt abgreifen durften.)

Dann endlich folgte unser persönliches Highlight des Abends. Der erste Liveauftritt von Fäulnis. Nachdem alles aufgebaut und nochmal durchgecheckt war ging es auch los. Vor einem sehr vollen (und meiner Meinung nach etwas zu kleinen) Konzertraum schmetterte uns Fäulnis „Invokation“ (Das erste Stück der 2004 erschienenen CD „Cholerik: Eine Aufarbeitung“(Review)) regelrecht entgegen das direkt in „30 Juli, Bewölkt“ überging. Der Sound war gut und die Band spielte ihr Material gekonnt von der Hand. Frontmann „Seuche“ in absoluter Extase, sich haltend, schreiend, rasend vor Wut dann wieder verhaltener und ruhiger. Die ganzen Emotionen der vergangenen Alben in einem Augenblick ins Publikum geschleudert. Der Auftritt wusste komplett zu Überzeugen. Um den ersten Auftritt auf den Punkt zu bringen: gelungen,  intensiv und leider viel zu kurz. Mit „Spiegel, Splitter, Schrott“ hat man dem Auftritt dann einen würdigen Abgang geschenkt.

Setlist: Fäulnis

  1. Invokation
  2. 30 Juli, Bewölkt
  3. Trümmer
  4. Gespien
  5. Thanatos II: …nicht in eurer Welt
  6. Weltuntergang folgt
  7. Spiegel, Splitter, Schrott


Kurze Verschnaufpause. Nachdem die Gedanken wieder geordnet waren drängeln wir uns aus der kleinen Halle und überfielen kurzerhand den Merchandise Stand. Nachdem wir noch ein paar nette Worte mit Seuche von Fäulnis getauscht hatten, leerten wir die Blasen und füllten die Gläser. (Wir hätten die Gläser sicher öfter nachgefüllt wenn die Bierpreise nicht so horend gewesen wären).

Aber egal, es war Geisterstunde und wir drängten uns frisch gestärkt in den Konzertkerker.

Geist die schon länger mit grossartiger Musik auf sich Aufmerksam machen wurden schon von einem grossen Publikum erwartet (Wobei in der Halle jedes Publikum gross erscheint 😀 ). Mit frischem Album (Galeere Review) im Rücken und geisterhaftem Makeup (Darf ich das überhaupt Makeup nennen, ach egal) im Gesicht ging es sehr professionell ans Werk. Die vordersten Reihen bangten und Geist spielte einen guten Querschnitt aus ihren 3 Alben. Sogar das zurecht viel gepriesene „Winters Schwingenschlag“ wurde kurz vor Ende zum Besten gegeben und lies sicher einige Herzen höher schlagen. Leider fand ich den Sound extrem beschissen. Die Gitarre ging ziemlich unter und dass ein Keyboard anwesend war merkte ich erst nach genauerem Hinsehen.

So endete der Auftritt mit bitterem Beigeschmack. Geist spielte tolles Material, kränkelte aber leider an der Soundtechnik. Dennoch sollte man sich einen Liveauftritt keinesfalls entgehen lassen wenn einem die Möglichkeit geboten wird.

Setlist: Geist

  1. Patina
  2. Einen Winter auf See
  3. Kainsmal
  4. Galeere
  5. Erben aller Einsamkeit
  6. Einst war es Wein
  7. Winters Schwingenschlag
  8. Unter toten Kapitänen


Dann endlich wurde es Zeit für den Headliner des Abends. Lifelover aus Schweden enterten zum Teil schräg maskiert die Bühne.

Lustiges Detail, während Lifelover ihren Soundcheck durchführte, lief Manowars Kitschhymne „I Believe“ vom Band und der Eine oder Andere konnte sich das „Sign of the Hammer“ wohl nicht verkneifen. Lustige Szene jedenfalls.

Ob Lifelover auch Live-Lover waren (Sorry, der dämliche Witz brannte mir schon länger unter den Nägeln) stellte sich nun herraus. Der Raum schien noch voller und der einzige Platz den ich noch ergattern konnte war hinter einem feschen Stützfeiler, ganz grosses Kino. Zum Glück wurde nach einiger Zeit etwas Platz frei und zum audialen Genuss gesellte sich auch einvisuelles Bild. Die (erstaunlich jung aussehenden) Lifelover boten ein wirres und mitreissendes Schauspiel irgendwo zwischen Black Metal Einfluss und depressivem Rock, aber auf jeden Fall sehr aussergewöhnlich und unkonventionell. Einerseits die extatische Gestik und die gewöhnungsbedürftige (aber für die Athmospäre absolut passende) Gesangsstimme des Frontmanns (), andererseits die schrägen Maskierungen und Bemalungen (Besonders der Drummer hatte ein ausgefallenes Gesamtbild). Als noch zwei Mitglieder von Tavaron auf die Bühne geholt wurden gab es kein Halten mehr. Eine Art depressiv/melancholische Party, dieses Bild ging mir durch den Kopf. Lifelovers Ansagen (ein verhaltenes: „Hell Yeah“ wirkt Wunder) und die obskuren Tanzeinlagen von () bildeten ein wirklich überraschendes Gesamtbild. Zum Ende wurde nochmal eben das gesammte Publikum auf die Bühne eingeladen und ein riesiger Mob kotzte in Mikros und bangte Arm in Arm mit dem Frontman. Ich war wirklich begeistert vom Auftritt und hoffe nächstes mal weiter vorne mitmischen zu können.

Setlist: Lifelover

  1. (INTRO)
  2. Major Fuck Off
  3. Myspys
  4. M/S Salmonella
  5. Nackskott
  6. Lethargy
  7. Mitt Öpna Öga
  8. (PAUS)
  9. Luguber Framtid
  10. Dödens Landsväg
  11. Narcotic Devotion
  12. Vardagsnytt
  13. Söndag (DROP-D)
  14. Brand (DROP-D)
  15. Zugabe:  Stockholm


Johannes
Johannes

Fazit: Mit dem Gefühl einen wunderbaren, emotionalen Abend hinter uns zu haben ging es dann auch Richtung Norden in die Heimat. Das Helvete ist eine schöne Location mit stimmigen Konzertbereich der etwas zu klein ist wie ich meine. Fäulnis erster Auftritt war ein absolut gelungenes Erlebnis, Geist spielte gekonnt aber leider mit miesem Sound und Lifelover boten ein krankes und mitreissendes Schauspiel dar. (Plus den grandiosen „Lifelover-Dance“). Ich hoffe das Helvete mal öfter besuchen zu können, besonders bei so hochkarätigen Konzerten.




Für Sie anwesend waren:

Kettenhund, Bieberpelz, Zigeunerjunge


Links:

    About Kettenhund

    Mir wurde hier erlaubt meine bescheidene Meinung über Musik zu äussern, dieses geniesse ich auch freudestrahlend und ich vollsten Zügen. Ich bin 22 Jahre jung und lebe im schönen Emsland in einem abgeschiedenen und weltfremden Dorf das ich hier nicht näher beschreiben muss.

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